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In den Werken der Marie de France wird ein «selbstbewusstes und eloquentes weibliches Ich» (Margarete Zimmermann) vernehmbar. Die Fabeln des Äsop, in denen Wolf und Lamm, Rabe und Fuchs ihre unverwechselbaren Züge gewinnen, hat sie lange vor Lafontaine ins Französische ihrer Zeit gebracht. Ihre Verserzählungen (Lais) werden von Märchenmotiven und -figuren verzaubert und sind zugleich literarische Form, die den Verhältnissen einen Spiegel vorhält. So wird der Ritter Lanval, dem der König seine Dienste nicht dankt, zum Emigranten im eigenen Land - eine Erfahrung, die noch heute Millionen Menschen machen: «in fremdem Land zu leben ohne Stütze, / ist voller Mühsal und voll Kummer, / wenn man nicht weiß, wer einem helfen könnte». Der Romanist Franz Walter Müller ist seit über hundert Jahren der erste, der die Gedichte wieder unter Wahrung des Versmaßes übertragen hat.