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Jahrhunderte lang hat die christliche Theologie gegen die Juden geschrieben. Was bisher gefehlt hatte, ist ein 'Traktat über die Juden' im Sinne eines 'Tractatus pro Judaeis'. Dass aus dem 'gegen' ein 'für' oder wenigstens ein neutrales 'über' werden konnte, hängt mit der längst fälligen Besinnung der Kirchen über ihre 'Wurzel' zusammen. Diese Umbesinnung im Verhältnis der Kirchen zum Judentum empfing ihre Anstöße vor allem durch die Schrecken, die mit den Begriffen 'Shoah' und 'Auschwitz' verbunden sind.Im katholischen Bereich setzte diese Umorientierung vor allem mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein. Damit ist ein Lernprozess in Gang gekommen, der für den christlich-jüdischen Dialog, aber auch insgesamt das Selbstverständnis des Christentums von größter Bedeutung ist.Franz Mußner wurde für sein hier vorliegendes bahnbrechendes Werk im Jahr 1985 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt. Seine Sprache zeugt vom tiefen Engagement des Autors in der Sache und hat nichts von ihrer Leuchtkraft verloren. Mußners 'Traktat' verdient heute neue LeserInnen gerade in der jüngeren Generation, die kaum noch lebende Zeugen für die furchtbaren Geschehnisse der europäischen Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten vorfinden, sondern aus wachsender Distanz heraus zurückschauen. Einen Beitrag zu einer erst noch aufzubauenden Erinnerungs- und Gedächtniskultur, in den gerade sie noch hineinwachsen müssen, kann dieses Buch leisten.