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Auch wenn sie es manchmal nicht zugeben: Die meisten Kinder und Jugendlichen mögen Geschichten. Geschichten haben eine tröstende, von eigenem Kummer ablenkende Funktion. Sie vermitteln die beglückende Erfahrung, in fremde, phantastische Welten entführt zu werden, an dem Leben mutiger Helden teilzuhaben oder sich in diese hineinversetzen zu können. Sie erregen Mitgefühl oder Bedauern, wenn den Hauptfiguren der Geschichte etwas zustößt oder sie sich in brenzligen Situationen enttäuschend kleinherzig verhalten. Bislang wird Kinder- und Jugendliteratur kaum im beraterisch-therapeutischen Kontext benutzt. Völlig zu Unrecht, wie Barbara Bräutigam deutlich macht. Denn die Arbeit mit Kinder- und Jugendbüchern eröffnet die Möglichkeit, komplexe und mehrdeutige Geschichten zu vermitteln, die durch ihr identifikatorisches und projektives Potenzial zur kognitiven Perspektiverweiterung beitragen, emotionale Prozesse anregen sowie die Fähigkeit zur Symbolisierung fördern können. Es gibt also viele gute Gründe, Ronja Räubertochter, Harry Potter, Pippi Langstrumpf und andere beliebte literarische Figuren in die Therapie- und Beratungszimmer zu holen.