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In unserer gern als aufgeklärt, fortschrittlich, modern bezeichneten Gesellschaft gehören Schwule und Lesben nach wie vor einer stigmatisierten und gesellschaftlich wie juristisch diskriminierten Gruppe an. Tagtäglich müssen sie sich in einer fast ausschließlich auf heterosexuelle Maßstäbe ausgerichteten und ihnen oft feindselig gestimmten Umwelt behaupten. Neben der Kirche haben vor allem die Psychiatrie und die Psychoanalyse auf eine lange Tradition von Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit zurückzublicken. Nach »Behandlungsmethoden« wie Umpolungsversuchen auf der Couch, Kastrationen und Gehirnoperationen erfolgte zwar die offizielle Entpathologisierung von Homosexualität; doch trifft man auch bei psychotherapeutisch Tätigen immer noch auf antihomosexuelle Einstellungen und unreflektierte Ablehnung bis hin zu pathologisierenden Konzepten.Es ist das Anliegen dieses Buches, Verständnis und Einfühlungsvermögen für gleichgeschlechtlich empfindende Menschen mit ihren spezifischen Ängsten, Fragen und Freuden zu schaffen. Es möchte den Professionellen im psychosozialen Bereich einen Zugang zum Leben und Erleben dieser Klientengruppe vermitteln. Dabei ist ein gewisses Maß an Selbsterfahrung mit eigenen homosexuellen und homophoben Anteilen die Voraussetzung für eine akzeptierende und wertschätzende therapeutische Grundhaltung.