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13 Jahre nach Stalins ungeliebtes Kind legt Wilfried Loth eine Bilanz der Forschungen zur sowjetischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg vor. Was sagen die Moskauer Archive über die Intentionen Stalins, über sein Programm für das besiegte Deutschland und über seine Motive? Wie hat sich die sowjetische Deutschlandpolitik in der Auseinandersetzung mit den westlichen Alliierten und den Gegebenheiten im besetzten Deutschland entwickelt? Wer hat auf die Politik Stalins Einfluss genommen, und wie sind seine Nachfolger mit dem Erbe der Stalinschen Deutschlandpolitik umgegangen?
Die Archive zeigen, dass Stalin entgegen dem Anschein bis zum Lebensende an einem Programm für ganz Deutschland festgehalten hat. Bis zum März 1945 war dies ein Programm der Aufteilung Deutschlands im Verbund mit den westlichen Siegermächten, eingebettet in die Schaffung einer Friedensordnung der Siegermächte. Danach ging es um die Schaffung eines einheitlichen deutschen Staates in den Grenzen der vier Besatzungszonen. Erst nach dem Sturz Berijas avancierte die Sicherung der SED-Diktatur zu einem vorrangigen Ziel der sowjetischen Politik.
Die sorgfältigen Analysen des Autors entziehen anders lautenden Spekulationen über die Ziele der sowjetischen Deutschlandpolitik die Grundlagen. Schlüsseldokumente bieten die Möglichkeit, die Schlüssigkeit der Argumentation zu überprüfen. Wilfried Loth liefert damit einen entscheidenden Baustein zum Verständnis der Teilung Deutschlands und Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Gleichzeitig bietet er neue Einsichten in die Machtmechanismen und die Struktur von Entscheidungsprozessen im sowjetischen Machtbereich.