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Schmerzhafte Liebe, ungezügeltes Begehren und körperliche Ekstase: Colette verschreibt sich in dem autobiografisch geprägten Werk Diese Freuden ganz dem Leben der Pariser Bohème. In einer dunklen Opiumhöhle begegnet sie der mysteriösen Charlotte und ihrem auffallend jungen Liebhaber, sie lauscht Damien, einem alternden Don Juan, der nach und nach von all seinen zahllosen Eroberungen im Stich gelassen wurde, und trifft auf die Dichterin Renée Vivien - jung, schön, reich und dem Alkohol verfallen -, deren Gedichte von der Liebe zu Frauen erzählen. Colette sucht das Unausgesprochene und spart auch persönliche Niederlagen nicht aus.
Als ihr freimütigstes und intimstes Buch hat Colette Diese Freuden bezeichnet. Nie war sie, die mit ihren Berichten vom ausschweifenden Leben in Paris die Zeitgenossen schockierte, näher bei sich selbst und den Themen ihres Schreibens: der Vielgestaltigkeit von Sexualität und dem Wesen der Liebe. Sie berichtet von Herausforderungen in weiblichen Lebensgemeinschaften und von ihren Erfahrungen als junge Frau in einem Kreis männlicher Homosexueller. Immer wieder macht sie sichtbar, wie wenig sich das Sinnliche auf das Körperliche reduzieren lässt.
Scharfsinnig in ihrem Blick auf die Gesellschaft und einfühlsam in den Beschreibungen menschlicher Schicksale nahm Colette eine Sonderstellung in der französischen Literatur ein. Sie kritisierte die Ehe, schrieb offen über Sexualität und zeichnete lebensnahe Frauenfiguren, die sich den Konventionen der Zeit widersetzten. Colette gilt als eine der außergewöhnlichsten französischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts.