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Lutz Seiler wurde mit seinen Lyrikbänden pech & blende (2000) und vierzig kilometer nacht (2003) bekannt. 2007 trat er beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb erstmals mit einer Erzählung an die Öffentlichkeit - und wurde für Turksib einhellig zum Sieger gekürt.
Ilma Rakusa beschreibt den Reiz des Textes: "Lutz Seilers Turksib schildert - mit einer ins Poetisch-Groteske gesteigerten Genauigkeit - eine winterliche Zugfahrt durch radioaktiv verseuchte kasachische Landschaften. Ein kleiner Geigerzähler signalisiert das Gefahrenpotential, während die Begegnung des deutschen Ich-Erzählers mit einem Heizer, der Heine zitiert, russisch-deutsche Freundschafts- und Feindschaftsverhältnisse hochkochen läßt. Auf engstem Raum gelingt es Seiler, prekäre Gegenwart und Vergangenheit einzufangen und eine Bahnfahrt zum komplexen Gleichnis einer komplexen Wirklichkeit zu machen. Reiseprosa auf höchstem Niveau, voller Anspielungen und motivischer Bezüge, die Satz für Satz offenbart, was Sprache kann, wenn sie ihre poetische Kraft entfaltet."
Die in diesem Band ebenfalls enthaltene Erzählung Die Anrufung zielt auf den Ursprung dieser Sprache. Die Prüfungsfrage seines Professors nach dem Begriff "Schönheit" versetzt den Erzähler in eine akustische Sensation seiner frühen Kindheit: die Entdeckung der eigenen Stimme.