Die klassische, industriegesellschaftliche Erste Moderne, die »Hochmoderne«, unterschied trennscharf Kategorien von Menschen, Dingen und Tätigkeiten und traf Unterscheidungen zwischen Handlungssphären und Lebensformen. Heute gilt: Die Nebenfolgen radikalisierter Modernisierung stiften auf dem gesamten Globus das Bewußtsein neuer Weltprobleme.
Diese Entgrenzung erzwingt Entscheidung: Je mehr Entgrenzung, desto mehr Entscheidungszwänge, desto mehr provisorisch-moralische Grenzkonstruktionen, Grenzpolitik. Alle Handelnden - Regierungen und politische Parteien, internationale Organisationen ebenso wie Arbeit und Kapital, Reiche und Arme, die Menschen verschiedenster Religionszugehörigkeiten und Hautfarben - müssen sich in diesem transnationalen Kraftfeld neu situieren: Lasten und Kosten verteilen, Ziele definieren, Wege finden, Koalitionen schmieden und Zukünfte einer gemeinsamen Welt imaginieren, woraus tiefgreifende Verwerfungen und Konflikte entstehen. Das zentrale Thema dieses Buches lautet dementsprechend: Wie wird die Politik der Grenze in der entgrenzten Moderne betrieben?