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»Komm ins Zentrum. Und wo liegt das? Unterm Stolperstein / Dir zu Füßen, tief im Erdreich.« Der hier auffordert, ihm in die Unterwelt, an den Ort der Orte zu folgen, sieht mit dem inneren Auge das glanzvolle und düstere Bild einer, seiner Stadt: er sieht das Augusteische Dresden, den Ursprungsort des weißen Goldes, ein Zentrum des Erfindungsreichtums und Gewerbefleißes, das Elbflorenz der Vedutenmaler und der Flaneure - und er sieht das Dresden der totalen methodischen Zerstörung, den ausgebrannten Skelettbau. Es ist dieses Menetekel, die bis heute nicht gelöschte Flammenschrift auf Dresdens Steinen, die den Dichter nicht ruhen läßt: »Was hätte sein können, wenn ...«Aber diese 49 Strophen errichten kein urbanes Erinnerungswerk, sind weder Hymnus noch Abgesang auf etwas unwiderruflich Verlorenes. Was wäre auch im Wort zu retten von der einst schnee weißen Galatea, den kurvenreichen Porzellanfiguren, den Muscheln und Delphinen? Grünbeins Poem entfaltet sich in der Rückbesinnung auf die eigene Prägung durch Erinnerungen, Berichte, Relikte und Ahnungen. Ein Widerstreit von Trauer und Sarkasmus, Spott, Liebe und Heimweh bestimmt diese Verse, und doch tritt ihr Dichter als Verfasser zurück, geht in sich, hört zu, als Empfänger, Antenne und Traumstation: Stimmen und Kindheitswellen sind es, die ihn von ferne erreichen, Muttersignale und Herztöne, in denen sich seine Frage nach dem Sinn der Geschichte vervielfacht.