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Zwei ungleiche Frauen, eingehüllt in das oktoberliche Halbdunkel eines herrschaftlichen Hauses, sitzen im Gespräch, in einer langen, grundsätzlichen, verschiedene Ziele verfolgenden Konversation. Die Gutsbesitzerin läßt ihr Leben Revue passieren, treibt es auf einen letzten Punkt zu. Die Nichte hört meist still zu, manchmal jedoch fällt sie ihr forsch, sogar aufsässig ins Wort, bringt eine andere Tonart hinein. - Die Tante erwartet den Boten ihres Mannes, von dem sie sich noch in der Hochzeitsnacht getrennt hatte und den sie seitdem nicht wiedergesehen hat. Der Grund für die radikale Trennung war etwas, das sich aus der Sicht der Frau als ein furchtbares Verbrechen darstellt: "... die schwerste Verfehlung, die man sich gegen eine Frau zuschulden kommen lassen kann und die einzuschätzen der Mann über kein Sensorium verfügt; nicht gegen ihren Stolz und nicht gegen ihre Ehre, nicht gegen ihre Tugend und nicht gegen ihre Unschuld, nicht gegen ihre Liebe und auch nicht gegen sonst eine dieser Flausen, sondern gegen ihr Schicksal ..." Benet wäre nicht Benet, wenn er die Geschichte dieser Nacht und ihres Morgens nicht mit anderen, so oder so zugehörigen Geschichten verknüpfte. Gegenläufig angelegt wie der Dialog zwischen Tante und Nichte - und wie der kunstvolle Wortstreit zweier junger Frauen um einen Mann, wie die exemplarische Verhandlung beim Kauf eines Anzugs - und aufgeladen von einer Grundspannung, deren Pole tiefer verborgen sind als die Geschlechterdifferenz und ihr auszahlbarer Erfahrungsschatz, ist "Im Halbschatten" ein Werk, das eine dunkle, sich nach und nach erhellende und manchmal ans Vexatorische grenzende Faszination ausüben kann. Kein Zufall, daß es dabei auch komisch zugeht.