Zu Unrecht ist der Autor von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit immer wieder als blasierter Dandy dargestellt worden, dessen Leben, abgesehen von seinem literarischen Schaffen, kaum Interessantes zu bieten habe. Ronald Hayman, Literaturwissenschaftler aus Cambridge, tritt den Gegenbeweis an - mit Erfolg: Illustriert durch Passagen aus Prousts Briefwechsel mit seiner Familie, seinen Freunden und Liebhabern, läßt die Biographie den Menschen, der sich hinter dem großen Erzähler verbirgt, in greifbare Nähe rücken. Die solide recherchierte und anregend geschriebene Studie macht die starke Bindung des kränklichen Jungen an seine Mutter ebenso anschaulich wie die Bedeutung von Geld, Sexualität und physischer Zerrüttung, aber auch von Freundschaften für Prousts Leben und Schreiben. Eine fesselnde Lektüre für Proust-Leser und solche, die es werden wollen.