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In seinem Roman Selige Zeiten, brüchige Welt erzählt Robert Menasse von der fixen Idee des tragikomischen Gelehrten Leo Singer, ein Buch zu schreiben, das die Welt ein letztes Mal umfassend erklärt. Um dieses Buch zustande zu bringen, schreckte Singer auch vor Gewaltverbrechen nicht zurück - und scheiterte dennoch.
Nun hat Robert Menasse dieses Buch für seinen Romanhelden geschrieben, die Phänomenologie der Entgeisterung, eine Erzählung, die die Erzähltechniken Hegels noch einmal ernst nimmt.
Es ist stellenweise eine luzide Hegel-Reflexion und gleichzeitig deren ästhetische Ironisierung: Sie könnte als seriöser diskursiver Text gelesen werden, aber auch als philosophischer Faschingsscherz - gleichzeitig aber bringt dieser Text den Roman Selige Zeiten, brüchige Welt selbst ins Schwingen. Denn seine Fiktionen verweisen nun auf etwas Wirkliches. Das Raffinement dieses poetischen Settings überbietet noch einmal ähnliche Arrangements, wie etwa das von Wolfgang Hildesheimers Marbot. Menasses Roman beschreibt, wie ein erfundenes, philosophisches Buch entsteht, und - das Buch ist da, ein Fall von poetischer Magie also. Ob sie tatsächlich wirkt, muß der Leser entscheiden, der sich nicht nur der Lektüre von Selige Zeiten, brüchige Welt widmet, sondern auch eine Lesung von Leo Singers Phänomenologie der Entgeisterung riskiert.«
Konrad Paul Liessmann, manuskripte