Die Frage nach dem Geist bestimmt, wie Derrida in einer genauen und geduldigen Analyse nachweist, das gesamte Heideggersche Werk. Derrida untersucht die Veränderungen und Abweichungen beim Gebrauch des Geistbegriffs: in Sein und Zeit, in der Rektoratsrede von 1933, in der Einführung in die Metaphysik, in den Vorlesungen über Nietzsche, Hölderlin und Schelling, in dem Trakl-Aufsatz aus Unterwegs zur Sprache, in dem es heißt, der Geist sei Flamme, und in dem Heidegger das »Geistliche« des Geistes denken möchte, das, was sich der christlich-metaphysischen Überlieferung entziehen soll.
Mit der Frage nach dem Geist stellt sich auch die Frage nach dem Politischen, nach Heideggers Verhältnis zur Politik, zum Nationalsozialismus. Gerade weil er sich keiner Sprache, keiner Terminologie, keiner Begrifflichkeit bediene, ohne deren Bedeutung, deren Geschichte, deren Grenzen, ja deren wesentliche Unbestimmbarkeit zu bestimmen, vermag Derrida, jenseits einer unreflektierten Apologie und eines nicht weniger unreflektierten Reduktionismus, aufzuzeigen, wie sich das Verhältnis von Denken und Politik fassen läßt und worin heute eine - politische - Verantwortung des Denkens bestehen kann.