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Alfred Lorenzers Studie »Sprachzerstörung und Rekonstruktion« ist heute - zweienhalb Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung - bereits als ein Klassiker der Gegenwartsdiskussion um das »Rätsel Psychoanalyse« einzustufen, denn sie erschließt Grundprobleme psychoanalytischer Erkenntnisbildung auf einem neuen Reflexionsniveau: es geht (1.) um den Wissenschaftscharakter der Psychoanalyse, um die genaue Begründung ihres hermeneutischen Status; (2.) um das »Lesen« ihres Erkenntnisgegenstandes, das Begreifen der Neurose als Form einer »Sprachzerstörung«, als »Aufspaltung des Sprachspiels«; und (3.) um die Eigenart des psychoanalytischen Verfahrens, wobei Lorenzer die seinen Ansatz insgesamt charakterisierende Idee des »szenischen Verstehens« grundlegend und anschaulich entwickelt.
Die leicht belegbare Tatsache, daß gerade das Konzept des szenischen Verstehens weit über den psychoanalytisch-therapeutischen Horizont hinaus in den methodologischen Debatten qualitativer sozial- und subjektzentrierter Kulturforschung Resonanz gefunden hat, beweist, daß Lorenzer mit dieser Studie gelang, was ihn zu seinem Projekt einer »Metatheorie der Psychoanalyse« bewegt: die Selbsteinigelung der innenpsychoanalytischen Diskussion aufzubrechen, um vom Boden der psychoanalytischen Erfahrungen aus ein Gespräch zwischen den Humanwissenschaften anzuregen und auch der nicht-psychoanalytischen scientific community detailliert darzulegen, »was der Psychoanalytiker macht«, zu welchen Erkenntnissen er gelangt und wie diese Erkenntnisse über die therapeutische Aufgabenstellung hinaus fruchtbar gemacht werden können.