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In den Lebenswissenschaften hat sich die Molekularbiologie als Leitwissenschaft etabliert, die genzentrierte Sichtweise ist zum dominanten Paradigma, das Genom zum säkularisierten Äquivalent der Seele geworden. Parallel dazu ist in liberalen Demokratien ein Individualisierungsprozeß zu beobachten: Dem einzelnen stehen alle Optionen offen. Die Kategorien, auf denen das gesellschaftliche Leben beruht - Verwandtschaftsbeziehungen, Eigentumsrechte an natürlichen und artifiziellen Organismen, die Verschiebung der Grenzen zwischen privat und öffentlich, die Rechte des Individuums gegenüber der Gemeinschaft und den nachfolgenden Generationen - werden durch die Vorstöße der Lebenswissenschaften tagtäglich aufs neue in Frage gestellt. Auf der einen Seite ist beispielsweise der Kampf gegen das Doping im Sport Ausdruck der Illusion eines natürlichen Lebens, auf der anderen Seite sind wir gezwungen, die Fiktion der Natürlichkeit aufzugeben und eine Koexistenz von Menschen und Artefakten zuzulassen. Das Individuum von morgen wird heute erfunden; seine Rechte und seine Stellung in der Gesellschaft müssen neu definiert werden.
»Die Entwicklungen im Sport sind deshalb so interessant, weil sie in paradigmatischer Weise aufdecken, daß sich eine rigide Grenzziehung zwischen künstlich/technisch und natürlich nicht aufrechterhalten läßt.«
Der Mensch lebt heute im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, und die rasante Entwicklung der Gentechnologie weckt entsprechend tiefliegende Ängste: Gehen wir unserer Individualität verlustig? Ist das alles noch natürlich? Und wer soll am Schluß nach welchen Kriterien bestimmen, was getan werden darf und soll?
Um diesen Fragen nachzugehen, wählen die Autoren dieses Buchs einen erfrischend innovativen und provokativen Ansatz, bei dem liebgewordene Prinzipien aufgrund aktueller Beispiele aus Forschung, Gesellschaft und Politik hinterfragt und entstaubt werden. Viele der von ihnen gewonnenen Erkenntnisse werden zur Entkrampfung mancher Diskussion beitragen. Hier ein paar Beispiele: Molekulargenetiker sind die Letzten, die daran glauben, daß Gene unser Lebensschicksal sind; das Unnatürlichste am Sport ist nicht das Doping, und der Superorganismus der international vernetzten Gentechnologie-Forschung ist nahe verwandt den sich etablierenden Governance-Bestrebungen, die für komplexe Probleme verhandelbare, vorläufige Lösungen vorschlagen. Insgesamt ist das Buch eine brillant geschriebene Folge von Vorschlägen, wie wir unsere biotechnologische Zukunft selbst in die Hand nehmen können.
Christoph Zollikofer, Universität Zürich
Die zeitgenössischen Lebenswissenschaften versprechen Techniken, mit denen sich die biologischen Grundlagen des menschlichen Lebens beherrschen lassen. Doch ob und wie das Leben technisch beherrscht werden soll, das muß jede Gesellschaft für sich entscheiden.
Klarheit über die Optionen, die gegenwärtig zur Verfügung stehen, verschafft dieses kluge Buch, das einmal mehr den unschätzbaren Wert interdisziplinärer Zusammenarbeit unter Beweis stellt.
Paul Rabinow, Professor für Anthropologie and der University of California/Berkeley
Die Kombination von naturwissenschaftlicher Korrektheit in Verbindung mit gesellschaftlicher Interpretation ist mir in dieser Klarheit noch nicht begegnet.
Peter Gruss, Präsident der Max Planck Gesellschaft, München
What is life? That ancient question has assumed new urgency as today's genetic discoveries give us previously unimagined ways of looking into and manipulating the basic matter of life. In this pathbreaking volume, Nowotny, a preeminent European social scientist, and Testa, a brilliant molecular biologist and bioethicist, join forces to show why, in the era of genetic transparency, the question must still be asked-even though the answers, as they compellingly argue, are ever more likely to elude us.
Sheila Jasanoff, Professor of Science and Technology Studies, Harvard University