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Die Zeit der Weltkriege, häufig als "zweiter Dreißigjähriger Krieg" (1914-1945) apostrophiert, wird gemeinhin als "Katastrophenzeit" der deutschen Geschichte beschrieben. Schließlich waren zwei einschneidende militärische Niederlagen des Deutschen Reiches notwendig, bevor der Weg frei wurde für eine gesicherte parlamentarische Demokratie und ihre feste Verankerung im gesellschaftlichen Pluralismus der Bundesrepublik. Eingebettet in diese Entwicklung ist aber auch ein nachhaltiger Einstellungswandel zu den Phänomenen Krieg und Militär im Bewußtsein der Deutschen.
Unstrittig sind die politischen Resultate der beiden Anläufe deutscher Weltpolitik: der Zusammenbruch des Reiches als einer europäischen Großmacht, der demokratische Umbau der politischen Strukturen und die Zerschlagung des militärischen Machtinstruments. Offen bleibt dagegen weiter, welchen Einfluss die beiden Weltkriege mentalitätsgeschichtlich auf die gesellschaftlichen Umbrüche in Deutschland nahmen. Beschleunigten oder verlangsamten sie den Weg der Deutschen in die Moderne? In diesen Diskurs um die soziokulturellen Folgen "industrialisierter" als potentiell "totaler Kriegführung" bringt sich auch eine erfahrungsgeschichtlich erweiterte Militärgeschichte ein. In einer Sammlung vergleichender Studien über Phänomene aus beiden Weltkriegen werden dazu drei Leitfragen aufgeworfen:
(1) Wie veränderte der Krieg selbst sein Gesicht unter den Bedingungen politisch,
ökonomisch und gesellschaftlich ausgeweiteter Kriegführung?
(2) Wie wurden diese Veränderungen von Miterlebenden an den Fronten, in der
Heimat und in den besetzten Gebieten wahrgenommen?
(3) Welche Umdeutung erfuhr so unterschiedlich erlebte Kriegswirklichkeit in den danach einsetzenden Prozessen kollektiver, gruppenspezifischer und individueller Verarbeitung?
Die Gegenüberstellung von Ähnlichkeiten und Unterschieden in der Führung, Wahrnehmung und Verarbeitung beider Kriege befördert neben ersten vergleichenden Ergebnissen vor allem Anstöße für künftige Forschung, die das "Zeitalter der Weltkriege" insgesamt in den Blick nimmt. Dazu werden weiterführende Fragestellungen aufgeworfen und methodische Zugänge militär-, struktur- und kulturgeschichtlicher Provenienz interdisziplinär miteinander verknüpft.