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Der heute irritierend klingende Titel Zwischen den Rassen hat nichts mit Nazi-Ideologie zu tun. Der Roman erschien erstmals 1907. Hauptthema ist eine kompli-zierte Liebesgeschichte unter Künstlern, die überwiegend in Italien spielt. Ein Teil der Protagonisten stammt von nördlich der Alpen - es geht also um die vorgeblichen Unterschiede zwischen Nord und Süd, zwischen Geist und Sinnlichkeit. Tatsächlich verbirgt sich hinter den Szenen aus der großbürgerlichen Boheme ein Entwicklungs-, ein Emanzipationsroman im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert. Die Heldin Lola Gabriel ist keineswegs mehr geneigt, wie etwa noch Emma Bovary oder Effi Briest, die bürgerlichen Ehegesetze als ehern hinzunehmen. Lola erkennt sie einfach nicht mehr an und verstößt vorsätzlich gegen sie. In Cesare Augusto Pardi zeichnet Heinrich Mann, wie er später selbst interpretierte, einen Vorläufer der Faschisten, knapp eine Generation vor Mussolinis Marsch auf Rom immerhin.
Thomas Mann schrieb seinem Bruder zu diesem Roman:
»Du hast nie soviel Hingabe gezeigt, und bei aller Strenge seiner Schönheit hat dieses Buch dadurch etwas Weiches, Menschliches, Hingegebenes, das mich ganze Abschnitte lang in einer unwiderstehlichen Rührung festgehalten hat. Aber der eigentliche Grund seiner besonderen Wirkung liegt doch wohl tiefer. Sie beruht, meine ich, darin, daß dieses Buch das gerechteste, erfahrenste, mildeste, freieste Deiner Werke ist. Hier ist keine Tendenz, keine Beschränktheit, keine Verherrlichung und Verhöhnung, kein Trumpfen auf irgend etwas und keine Verachtung, keine Parteinahme in geistigen, moralischen, aesthetischen Dingen, - sondern Allsei-tigkeit, Erkenntnis und Kunst. Das liegt im Stoff; aber der Stoff warst Du. Zwischen den Rassen, das ist soviel wie >Uber den Rassen<, und da die >Rasse< schließlich nur ein Symbol und Darstellungsmittel ist, so läuft es hinaus auf ein >Über der Welt<. In diesem Sinne, scheint mir, ist dies Buch, - Dein menschlichstes, weichstes Buch -, zugleich Dein souveränstes und künstlerischstes, und dieses Zugleich ist gewiß der Ursprung meiner großen Ergriffenheit.« [In einem Brief vom 7. Juni 1907]