Philipp Otto Runge, der Begründer der deutschen romantischen Kunst, schuf mit den »Hülsenbeckschen Kindern« 1805/06 das berühmteste Kinderbild der deutschen Kunstgeschichte. Ausgehend vom dargestellten Milieu, analysiert der Verfasser zunächst den Stilansatz im Vergleich zur englischen Malerei und zum Klassizismus sowie im Zusammenhang mit Runges Licht- und Farbenlehre. Die seltene Einheit von Inhalt und Form macht das Gemälde in der Hamburger Kunsthalle zu einer einzigartigen Darstellung der stufenweisen Entfaltung kindlichen Verhaltens. Zugleich erweist es sich als bewusste Reflexion des Naiven durch Kunst und als Bild der romantischen Idee vom verlorenen Paradies. Das entsprechende Verhältnis zum Betrachter wird gleichfalls im Kontext der zeitgenössischen Literatur aufgezeigt. In ihrem systematischen Ansatz wird die Untersuchung damit zu einer Schlüsselinterpretation für das Kunstdenken der deutschen Romantik. Den Abschluss bildet der Nachweis des Einflusses Runges und der »Hülsenbeckschen Kinder« auf Hauptmeister der Romantik und der klassischen Moderne wie Karl Friedrich Schinkel, Max Ernst und Paul Klee.