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Soziologische Betrachtungen der gegenwärtigen Lage der Moderne sind von Verwirrung gekennzeichnet. Die Deutungen reichen vom "Ende des Subjekts" bis zum "neuen Individualismus", von der "Auflösung der Gesellschaft" zur Wiedererstehung der "Zivilgesellschaft", vom "Ende der Moderne" über die "andere Moderne" bis zur "Neomodernisierung". Peter Wagner rückt diese verschiedenen Befunde im Rahmen einer historischen Soziologie der sogenannten modernen Gesellschaften während der letzten zwei Jahrhunderte in ein rechtes Licht und macht dabei deutlich, warum bestimmte normative Orientierungen der Aufklärungstradition heute nur schwer zu realisieren sind. Dazu gehören vor allem die Schaffung von sozialen Identitäten als Bindungen zwischen Menschen, die auch eine sinnhafte Verwirklichung individueller Autonomie erlauben, sowie die Möglichkeit von Politik im Sinne kommunikativer und kooperativer Regelung der Angelegenheiten, die Menschen teilen und gemeinsam haben.
Wagners historische Soziologie der Moderne bietet eine fazinierende und erhellend Lektüre. Sie kann gesehen werden als Prolegomena zu jeglichem künftigen Diskurs über Moderne und Postmoderne. Nach der Lektüre ist der Leser weiser als vorher, und zwar durch eine Fülle von Einsichten, wie sie nur ein verantwortlicher Denker vermitteln kann.
Zygmunt Baumann in Times Literatury supplement