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2013 ist Wagner-Jubeljahr. In der heilen Welt der Wagnerianer ist man sich einig: Der Mythos ist zu pflegen, Bayreuth als Kult- und Pilgerstätte zu erhalten. Kritische Fragen zum Gedankengut des gefeierten Titanen oder zur NS-Nähe der Nachkommen sind unter den roten Teppich zu kehren. Gegen diese Phalanx ergebener Jünger erhebt Richards Urenkel Gottfried, Sohn des langjährigen Festspielleiters Wolfgang Wagner, die Stimme. Der Musikhistoriker hat sich zeitlebens kritisch mit Leben, Werk und Weltanschauung des Urahns befasst. Nun legt er eine Streitschrift wider das scham- und verantwortungslose Festhalten am Wagner-Mythos vor.
Immer wieder hat Gottfried Wagner die kritische Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Familiengeschichte, die Öffnung der Archive und die Hinterfragung des Wagner-Kults angemahnt. Doch dazu fehlt den Bayreuther Gralshütern jeder ernsthafte Wille, auch unter der Ägide der Schwestern Katharina und Eva. In scharfem Kontrast zu deren Jubiläumshuldigungen zeigt Gottfried das wahre Gesicht seines Urgroßvaters: ein Antisemit, Frauenfeind und Lebensverächter, der von Selbstvergötterung und Todessehnsucht getrieben war. Er verweist auf die enge Verbindung von Wagners Wahnideen mit der psychologischen Wirkung seiner Musik und rechnet mit all denen ab, die die Augen vor dieser gefährlichen Seite ihres Idols verschließen und den Zusammenhang von Weltanschauung, Leben und Opernschaffen leugnen. Eine kulturpolitische Streitschrift von höchster Brisanz und Aktualität.