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VOM ENDE EINER AUSGRENZUNG? - ARMUT UND SOZIOLOGIE Von Stephan Leibfried und Wolfgang Voges (in Zusammenarbeit mit Lutz Leisering) Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Armut ist durch zyklische Schwankungen gekennzeichnet, die vom historischen Kontext bestimmt werden. Als in den 80er Jahren die "neue Armut" infolge Langzeitarbeitslosigkeit in den alten Bundesländern öffent lich aufgegriffen und in den 90er Jahren die Verarmung weiter Bevölkerungsgruppen in der Transformation der neuen Bundesländer "entdeckt" wurde, bestand die Antwort weniger darin, verstärkt sozialwissenschaftliehe Analysen zu unternehmen - was in kleinerem Umfang gleichwohl geschah -, sondern vor allem darin, die politische wie 1 moralische SkandaIisierung zu intensivieren. In England wie in den USA2 hat sich eine andere Forschungstradition herausge bildet, die durch eine breite, kontinuierliche und fundierte Beschäftigung in den So zialwissenschaften - unterstützt von der Geschichtswis~nschaft - mit Armut und 3 Sozialpolitik gekennzeichnet ist. Peter Townsends "Poverty in the United Kingdom" (1979) oder William Julius Wilsons "The Truly Disadvantaged: The Inner City, the Underclass, and Public Policy" (1987) gelten dort als "Klassiker" - als Studien, die wissenschaftliche Standards setzten und auch außerhalb der Soziologie ein breites Publikum fanden, als Untersuchungen, die nachhaltige Diskussionen und vielfältige Forschungsinitiativen auslösten. Eine vergleichbare sozialwissenschaftliche Studie sucht man in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg vergebens.