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Nach dem Erdbeben von Lissabon 1755 gerät der christliche Glaube in eine schwere Krise. Die durch das Beben angeheizte Diskussion um die Theodizee spaltet die intellektuelle Welt Europas und mündet in der Säkularisierung der Gesellschaft. Doch die Religion verschwindet nicht völlig: Mit der Entzauberung der Welt transzendieren die religiösen Inhalte in die säkulare Kultur, tauchen verwandelt wieder auf. So beispielsweise in der Ästhetik, die nun dem Menschen als Ventil zur Erlösung von dem Leid der Welterfahrung dient.
Peter Steinacker zeigt anhand einiger der wichtigsten Opern des 19. Jahrhunderts, wie den Künstlern bewusst wurde, dass der Mensch nicht ohne die göttliche Transzendenz existieren kann, und wie diese Erkenntnis ihr Schaffen beeinflusste. Von Beethovens >Fidelio< über die Werke Wagners zu Strauß' >Salome< wird aber auch klar, dass die Religion der Moderne eine neue, zeitgemäße Form finden muss, um die Weltlichkeit und das metaphysische Bedürfnis der Menschen zu vereinen.