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Im Frühjahr 1993 wurde Harold Brodkey wegen einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Bluttest ergab die überraschende Diagnose: Aids. Die Nachricht erfüllte Brodkey mit Verzweiflung, doch zugleich fühlte er sich seltsam klar, nüchtern, zu Scherzen aufgelegt und nachgerade unanständig amüsiert angesichts der Ironie, auf eine so häßliche Weise zu sterben. Seine schauspielerische Intuition sagte ihm, er sei in dieser Rolle falsch besetzt.
Doch langsam wurde ihm die schreckliche Wahrheit bewußt. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Klinik begann er zu protokollieren, wie die tödliche Krankheit sein Leben veränderte, was sie seinem Körper, seinem Geist, seiner Frau und seinen Freunden antat. Diese Arbeit setzte er bis zu seinem Tod fort. Das so entstandene Buch ist Tagebuch, Essay und autobiographische Erinnerung und es ist in jeder Hinsicht ebenso freimütig und luzide wie Brodkeys Romane. Brodkey spricht offen über das Tabu Aids, über die gesellschaftliche Rolle der Sexualität heute, aber auch über seine sexuelle Ambivalenz, über seine erotischen Erfah rungen in der New Yorker Künstlerszene und über die inzestuöse Beziehung zu seinem Stiefvater. Und er zeigt, wie er zu dem Ruf kam, ein "gesichtsloser Mensch", ein "Spiegel für die anderen" zu sein. Diese außergewöhnliche Fähigkeit widerzuspiegeln, was er in der Seele anderer Menschen fand, zeichnet sein Werk aus und tragischerweise führte ebendiese Fähigkeit letztlich zu seiner Infektion mit dem Virus.