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Die Welt als Entwurf einer Totalität - charakteristisch für die westliche Kultur und Philosophie - ist nicht wirklich eine menschliche Welt, sondern nur ein Ausschnitt der Welt, der zudem durch den männlichen Blick voreingenommen und dominiert ist. Dieser bereits aus ihren früheren Werken bekannte Kerngedanke Luce Irigarays wird nun in zweifacher Hinsicht neu fokussiert: hin auf die Frage nach dem Anderen als solchen sowie hin auf die Möglichkeit der Erfahrung von wirklicher Transzendenz.
Wir sind daran gewöhnt, das Andere als solches als individuelle Erscheinung zu betrachten, ohne allerdings der besonderen Welt oder der spezifischen Kultur, in der es erscheint, genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Das Andere bleibt denselben Werten unterstellt, die unsere Kultur bestimmen und uns in einer "Logik des Selben" gefangen halten. Unsere heutige multikulturelle Epoche aber macht deutlich, wie relativ eine solche Kultur ist und dass sie im Hinblick auf unser menschliches Miteinander eine einseitige Entwicklung bedeutet. Es ist daher notwendig, daran zu erinnern, dass das Andere in unserer Tradition vor allem die Frau ist, angefangen bei der Frau als Mutter, deren Welt sich ausgehend vom Respekt gegenüber dem Anderen - auch gegenüber dem Anderen, das sie in sich trägt - konstituiert. Und dieser Respekt erweist sich als der Keim wirklicher Transzendenzerfahrung.
Das Bedürfnis nach Transzendenz äußerte sich bisher zumeist als Besitzergreifung, Aneignung, Herrschaft und somit auf Kosten der Anderen. Es ließe sich aber auch als ein wahrhaft menschliches Bedürfnis kultivieren, nämlich als eine Beziehung zum Anderen, die als unreduzierbar anerkannt wird, kurz: die Erfahrung einer horizontalen statt vertikalen Transzendenz.