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Wilhelm Schapp, Schüler Edmund Husserls, von dem er 1909 promoviert wurde, ist der Begründer der "Geschichtenphilosophie". Geschichten sind "Urphänomene", erste und letzte Dinge in der Entwicklung des Menschen, hinter die er nicht zurückgehen und aus deren Zusammenhang er sich niemals ganz lösen kann. Der Mensch ist, so Schapps Grundaussage, von vornherein in ein Geschichtenbezugsgewebe eingewoben, weshalb er konstitutionell betrachtet als der "In-Geschichten-Verstrickte" bezeichnet werden kann. Verstehen menschlichen Seins ist demnach immer zugleich ein Verstehen dieses dynamischen Bezugsgewebes. Was und wer wir jeweils sind, sind wir durch die "Geschichten", in die wir "verstrickt" sind. In diesem Buch entfaltet Wilhelm Schapp den grundlegenden anthropologischen Gedanken des menschlichen In-Geschichten-Verstricktseins. Seine Geschichtenphilosophie unternimmt den Versuch, nach der Geschichtenvergessenheit, die in der Tradition aufgewiesen werden kann, und den drei "Revolutionen der Denkart" von Thales, Francis Bacon und Immanuel Kant die Möglichkeit einer vierten Revolution vor Augen zu führen, die durch seine "Philosophie der Geschichten" zum Vorschein kommt. Ausgehend von Schapps originärer Konzeption lassen sich Zusammenhänge seines Denkens mit dem von Heidegger, Wittgenstein, Ricoeur, Foucault und Derrida herstellen - dieses Buch ist auf dem Weg dahin eine unverzichtbare Lektüre.