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Erwein Freiherr von Aretin gehörte in den Jahren 1915 bis 1922 zu Rilkes engerem Bekanntenkreis. Er entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht und war zunächst als Astronom und Mathematiker an einer Wiener Sternwarte tätig, bis er nach 1922 als politischer Journalist und couragierter Hitler-Gegner ins Rampenlicht der öffentlichkeit trat - womit er sich später KZ-Haft und jahrelange Beobachtung durch die Gestapo einhandelte. Im Briefwechsel mit Rilke zeichnet sich sein leidenschaftliches Interesse an Politik und Geschichte schon deutlich ab, doch stehen für Rilke selbst ganz andere Dinge im Vordergrund. Der Dichter begegnet »seinem« Astronomen auf Vermittlung der Fürstin Thurn und Taxis zum ersten Mal 1915 in München und ist fasziniert vom naturwissenschaftlichen Horizont des neuen Freundes. Unter Anleitung Aretins setzt sich Rilke, dessen poetisches Interesse für die Welt des »Sternischen« seit dem Stunden-Buch offen zutage liegt, mit höherer Mathematik und Astronomie auseinander. Und beide Briefpartner streben - parapsychologischen Phänomenen gegenüber aufgeschlossen - nach einem ganzheitlichen Weltverständnis, in dem die zeittypischen Spannungen zwischen Rationalismus und Irrationalismus aufgehoben sind. Für Rilke ist die Begegnung mit Aretin äußerst inspirierend: Vielfältige Metaphern aus dem Bildvorrat von Astronomie und astrologischer Kosmologie durchziehen das lyrische Spätwerk, das in den Jahren der Freundschaft mit Aretin entsteht. Der Briefwechsel zwischen dem »Dichter und seinem Astronomen« wirft ein Schlaglicht auf bisher kaum bekannte Aspekte von Rilkes Leben und Werk.