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'Nach der Lektüre von Witters Kunststücken ist man sogleich versucht, einen achtsameren Umgang mit sich selbst zu pflegen.' Siegfried Lenz
Ben Witter ist ein Meister der kleinen literarischen Form. Seine Texte schillern zwischen Reportage, Feuilleton, Satire, Glosse, Short Story - und bilden ein Stück Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik. Bekannt wurde der Kolumnist der Wochenzeitung Die Zeit vor allem durch seine 'Spaziergänge mit Prominenten', darunter Oskar Kokoschka, Axel Springer, Helmut Schmidt, Rudolf Augstein. Dieses Buch versammelt - sorgfältig ausgewählt - seine besten Texte aus fünf Jahrzehnten.
Geht einfach so durch die Stadt. Hört zu. Schaut. Braucht keine Notizen. Kriegt aber alles mit. Hamburger Jung. Hafen vorm Haus. Schreibt einfach darüber, auch noch Bücher. - Das ist Ben Witter. Vom Nachtportier im Stundenhotel an der Elbe erfährt er mehr vom Leben als von Kollegen im Zweireiher. Und dann die 'Damen', die froh sind, daß ihnen mal einer zuhört. Die Striptease-Tänzerinnen, wenn sie mal nicht lächeln müssen, sondern weinen möchten. Die Voyeure aus der Oberwelt, die hier herumhängen. Polizisten, Wachmänner, Alte, Einsame, Leichenbestatter, Grabräuber, die etwas verscherbeln wollen, Knastis, seelisch Verwirrte, Zuhälter, Nutten, Diebe, Totschläger, Schieber, Ausgekochte, Angeknackste, Portiers, Putzfrauen, Bordellwirte, Parkwächter, Kalfaktoren, Hafenarbeiter, Bugsier-Schipper, Luden.
Ausgerechnet der Wiener Hans Weigel hat das Ohr für diesen Seemanns-Ton: 'Ich fühle mich außerstande, den Echtheits- und Wirklichkeitsgrad der Skizzen, Momentaufnahmen, Genrebilder, Noveletten aus der Welt der Ganoven dieses Knastologen, vermutlich sogar Knastosophen, zu beurteilen. Aber ich glaube sie ihm aufs Wort, weil er das Wörtliche des Milieus so atemberaubend echt handhabt, echt bis zur Heiterkeit. Man sieht den Stoff vor lauter Sprache nicht.'