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Zwei besondere Merkmale kennzeichnen den Themenbestand der Erzählungen dieses Bandes: Kontinuität und behutsamer Zuwachs. Lenz knüpft an Vorhandenes an, führt bewährte Motive weiter. Der Widerstreit zwischen Macht und Geist ist für ihn noch immer fruchtbar; sein Verhältnis zum Meer als Schauplatz menschlicher Bewährung und menschlichen Versagens ist ungebrochen. Doch daneben treten neue Themen, neue Motive ins Bild, stellen sich neue Fragen zu erzählerischer Beantwortung: Welchen Einfluß übt die Aufgabe, für einen prominenten Politiker Reden zu entwerfen, auf den geistigen Haushalt eines Schriftstellers aus? Wie steht es um die Geltung erbarmungsloser Kriegsgerichtsbarkeit - "Ein Kriegsende" - in der Stunde der Kapitulation? Wie kann bloße Abwesenheit, der unvorhergesehene Ausfall vereinbarter Kommunikation, erwiesenes Vertrauen in tödlichen Argwohn verwandelt werden? Und wie wird es der jungen Serbin Ludmilla ergehen, die nach Hamburg fährt, um die andere Hälfte eines zerbrochenen Löffels zu finden? Wie endlich soll Ludmilla, die in der Naturwelt der sibirischen Tundra aufgewachsen ist, im fernen Deutschland mit einer ihr völlig fremden Lebenseinstellung fertig werden?
Indem sie exemplarische Fragen stellen, fordern diese Geschichten den Leser auf, Konsequenzen zu ziehen, angedeutete Schicksale zu vervollständigen. Sie bieten keine handlich gelösten Probleme an, keine eindeutigen - und schon deshalb fragwürdigen - Lebensrezepte; aber sie nötigen den Leser immer wieder, die in ihnen verborgenen Denkanstöße beim Wort zu nehmen.