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Auch wenn heute davon ausgegangen wird, dass Nationen narrative Konstrukte sind, spielt der Begriff von Völkern und Nationen eine entscheidende Rolle in Geschichte und Gegenwart. Historiker, Kulturtragende und Politiker appellieren an ihre "Nation" und um dem Volk ihre Ansprachen verständlich zu machen, wurden immer wieder historische Erzählungen verwendet, die der Nation eine glorreiche Geschichte zurückgeben und sie dadurch zusammenschweißen sollten. So spielten in Polen z. B. die Geschichten um den legendären Staatsgründer Piast, von siegreichen Schlachten, von der Treue zur katholischen Kirche und von der ewigen deutsch-polnischen wie polnisch-russischen Feindschaft eine wichtige Rolle. Auch das 20. Jahrhundert produzierte nationale Mythen, etwa von der heldenhaften Wiedergeburt des polnischen Staates 1918, vom "Wunder an der Weichsel" 1920, von dem unbeugsamen, aber erfolglosen Kampf gegen Totalitarismen von links und rechts und von der gesellschaftlichen wie politischen Solidarität, die zur politischen Befreiung vom Kommunismus führte. Auch wenn diese Solidarität schon lange zerfallen ist, entstehen gleichzeitig neue politische Mythen, die es möglich machen, alte zu zerstören oder so zu verändern, dass sie Polen im Sinne eines "guten Wandels" durch die PiS-Regierung nach 2015 legitimieren.
Das Jahrbuch Polen 2018 führt die Leserinnen und Leser kompetent und ausführlich durch die Mäander polnischer Mythen und Symbole. Ziel des Jahrbuchs ist die vertiefende Erklärung einiger gegenwärtiger polnischer Mythen im Spiegel der Geschichte.