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In den letzten Jahrzehnten haben militante Islamisten die Anwendung von Gewalt gegen Angehörige anderer Religionen wie auch gegen Muslime unter Hinweis auf die religiöse Tradition des Islams gerechtfertigt. Diese Argumentationen haben unter heutigen Muslimen nur begrenzten Widerhall, aber die theologische, islamrechtliche, politische und praktische Auseinandersetzung mit solchen Begründungen und den durch sie legitimierten Taten ist noch weit von einem Konsens entfernt.
Der von Tilman Seidensticker herausgegebene Band geht auf die Fachkonferenz "Islamische Kontroversen zu Koexistenz und Gewalt" zurück, die vom 18. bis 20. September 2008 am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald stattgefunden hat. In acht komplementären Beiträgen werden Erklärungen für die Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit friedlicher und gleichberechtigter Koexistenz von Muslimen und Angehörigen anderer Religionen aus unterschiedlichen sich gegenseitig ergänzenden Blickwinkeln dargestellt und analysiert. Im Zentrum stehen dabei zum einen verschiedene Gewalt befürwortende bzw. sich für friedliche Koexistenz aussprechende Denker oder Gruppierungen. Zum anderen wird besonderes Augenmerk auf die verwendeten Begründungsmuster gerichtet: Wie werden Koranverse, Prophetentraditionen, Überlieferungen über die frühislamische Geschichte und Urteile mittelalterlicher muslimischer Rechtsgelehrter ausgewählt und in einen Argumentationszusammenhang gebracht? Die Diskussionen werden bis in die allerjüngste Zeit hinein nachgezeichnet.