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Die Skulpturen des Bildhauers Aristide Maillol galten bislang meist als Paradefall einer gelungenen Verbindung klassischer und moderner Formlösungen, als Sinnbilder eines überzeitlichen Körperideals. Maillols Inszenierung des weiblichen Körpers führt jedoch in ein anderes, politisches Bezugsfeld visueller Kultur der Moderne: Die Entstehungsgeschichte der Ethnographie. Deren Methoden der Beschreibung, psychologischen Einordnung und musealen Inszenierung von Artefakten etablierten sich im engen Austausch mit Künstlern, Kunstkritik und Kunstwissenschaft. Die detaillierte Analyse der Skulpturen Maillols und ihrer Rezeption in Deutschland und Frankreich zwischen 1890 und 1937 lässt erkennen, wie weitgehend sein Werk Teil des modernen ästhetischen Diskurses um das Fremde war. Zwischen Artefakt, Fetisch und Denkmal lieferten Maillols weibliche Akte fassbare Vorgaben für ein universal gedachtes französisches Identitätsmodell.