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Das Buch behandelt Frankreichs Deutschlandpolitik der frühen Nachkriegszeit, die der Historiographie seit jeher als kompromißloses Streben nach Revanche und Repressalien gilt. Gestützt auf breiteste Quellenrecherchen versucht es, solch klassische Deutungen kritisch zu hinterfragen und ein neubewertendes Gesamtbild zur Diskussion zu stellen, das die Jahre zwischen Befreiung und Schumanplan im Nachkriegsverhältnis der Nachbarn am Rhein neu verortet.
Die Studie versteht sich als Beitrag zu einer Geschichte internationaler Beziehungen, der es weniger um die "Große Politik der Kabinette" geht als um regierungsinterne Entscheidungsprozesse und diplomatische Verhandlungsstrategien unter den strukturellen Rahmenbedingungen der Zeit. Die akuten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen, mentalen und institutionellen Miseren Frankreichs bleiben ständig im Blickfeld, daneben die Sozialisationsmuster, Handlungsmaximen und Zwangslagen relevanter Akteure sowie die komplexen Wechselwirkungen von Innen- und Außenpolitik.
Tatsächlich stand für Paris ein kompromißloser Revanchekurs schon im eigenen Interesse nie zur Debatte. Das zentrale Element künftiger Sicherheit - und (inter-)nationaler Größe - gegenüber Deutschland war eine dauerhafte Umkehrung der schwerindustriell-ökonomischen Machtverhältnisse in Europa zugunsten Frankreichs. Von vornherein flexibel und offen, vielschichtig und entwicklungsfähig, lassen sich die französischen Aktivitäten spätestens seit der Jahreswende 1945/46 als "doppelte Deutschlandpolitik" kennzeichnen.
Trotz augenfälliger Chancen- und Sinnlosigkeit maximalistischer Forderungen, z. B. nach Abtrennung linksrheinischer Gebiete, wurde - aus taktischen Erwägungen - offiziell an diesen festgehalten, einmal um die Öffentlichkeit zu befriedigen und das Land zu stabilisieren, dann um Washington zu weiteren Kredithilfen und Sicherheitsgarantien zu bewegen. Gleichzeitig setzte Paris intern auf Realziele, für die es sich wirklich Chanchen ausrechnete, vor allem die Internationalisierung der Ruhr zur Sicherung französischer Mitsprache-, Verfügungs- und Kontrollrechte am "schwarzen Gold".
Es sind nicht die unablässig verkündeten Maximalpositionen, sondern solche Realziele, an denen deutschlandpolitische Absichten und Ergebnisse zwischen 1944 und 1950 zu messen sind. Die Bilanz war für Frankreich gewiß nicht durchweg positiv, angesichts dürftiger Machtpotentiale jedoch ebensowenig durchweg negativ. Die "doppelte Deutschlandpolitik" hatte daran maßgeblichen Anteil, obschon sie zugleich - und für geraume Zeit - den Stellenwert dieser Jahre für die deutsch-französische Verständigung nach dem Zweiten Weltkrieg verdecken sollte.