Eine Hommage an ein frühreifes Genie
›Das trunkene Schiff‹, die poetische Chiffre für Arthur Rimbaud, kehrt zerschunden und wider Willen aus dem heißen arabischen Afrika in die Ardennen zurück. Das fiktiveTagebuch seiner Schwester schafft auf brillante Weise den Zugang zu einer kosmopolitischen Seele.
Arthur Rimbaud, der große Erneuerer der poetischen Inspiration, der Grenzgänger der Moderne, der im Alter von 19 Jahren voll unbändiger Verachtung seine berühmte Zeit in der Hölle der Welt entgegenschleuderte - wie verbrachte er die letzten Monate seines Lebens? Das fiktive Tagebuch seiner Schwester Isabelle lässt uns das Leiden spüren und gibt einen intimen Einblick in dieses exemplarische Poetenleben von mythischer Tragik. Nach mehreren explosiven Fluchten aus seinem Heimatdorf in den Ardennen, die ihn nach Paris, London und zu Fuß nach Italien bringen, beschließt der 21jährige Arthur, sein neues Glück als Kaufmann in Afrika zu suchen.
15 Jahre später kehrt er, vom Tod gezeichnet, über Marseille auf den Bauerhof seiner Mutter zurück, die in ihm nur ein Skandalon sieht, unpassend, unschicklich, zu Recht vom Schicksal bestraft. Konzentrischen Kreisen gleich, die sich immer enger zusammenziehen, tastet sich der Tagebuch-Roman an die zentralen Fragen heran: an Tod und körperliche Liebe, Überlebenstrieb und Verzweiflung, Konvention und Homosexualität.
Mit großem Einfühlungsvermögen knüpft Besson Verbindungslinien zwischen Wahrheit und Wahrscheinlichem, nutzt gekonnt die suggestiven Möglichkeiten dichterischer Freiheit und lässt den Leser durch den Blick von Isabelle Rimbaud ein abenteuerliches Leben durchstreifen.