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Gerechtigkeit und Staatswesen
Unter den Dialogen Platons hat kein zweiter so große Wirkungen entfaltet wie »Der Staat«. Platon, aufgewachsen zur Zeit des Peloponnesischen Krieges, der Athen in schwere innenpolitische Krisen warf, hatte sich bereits in seinen ersten Schriften mit Problemen des Staatswesens befasst. Um 370 v. Chr. schrieb er dann jenes große, alle Aspekte seines Denkens umfassende Buch, dem er den Namen »Politeia« gab.
Ausgehend von der Frage, was Gerechtigkeit sei und wie sie verwirklicht werden könne, entwirft er darin ein Staatsgebäude, in dessen Mittelpunkt ein Programm politisch-philosophischer Erziehung steht: jene Hinführung zur Idee des Guten, die im »Höhlengleichnis« ihre berühmteste Darstellung gefunden hat. »Der Staat« ist zugleich eine der streitbarsten Schriften dieses Philosophen. Sie enthält heftige Angriffe auf Rhetorik und Sophistik, außerdem die radikalste und folgenreichste Kritik der Kunst, die es in Europa je gegeben hat.
»Wenn nicht entweder die Philosophen Könige werden oder die, die man heute Könige und Machthaber nennt, echte und gründliche Philosophen, und wenn dies nicht in eines zusammenfällt, so wird es mit dem Elend kein Ende haben, nicht für die Staaten und auch nicht, meine ich, für das menschliche Geschlecht.«