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Der Landauer Rabbiner Elias Grünebaum wurde zu seiner Studie über die gemeinsame jüdisch-christliche Vergangenheit durch das deutsch-jüdische Projekt einer pluralistischen Gesellschaft angeregt. In der systematischen kirchlichen Verunglimpfung des Judentums als gewissenlose Zeremonialreligion liegt für ihn die Wurzel aller Vorurteile gegenüber den Juden. Im Einspruch gegen das Pharisäerbild theologischer Lehrbücher beschreibt Grünebaum die Entfaltung universalethischer Prinzipien im biblischen und antiken Judentum sowie ihren prägenden Einfluss auf die Lehre Jesu. Daraus entsteht eine Genealogie der Moral, die den gleichberechtigten Anteil beider Religionen an den Werten Europas einfordert. Die im Kaiserreich aufgeflammte judenfeindliche Agitation veranlasste Grünebaum zu einer stark erweiterten Neuauflage seiner "Sittenlehre". Das Werk, dessen Textgeschichte die Edition transparent macht, bezeugt und kommentiert jene Dekade, in der christliche Talmudfeinde der Rassenideologie den Boden bereiteten.