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Gesamtdarstellungen der neueren deutschen Geschichte sind sehr selten geschrieben worden; noch nie aber wurde der Versuch unternommen, eine zusammenfassende Geschichte der Gesellschaft in Deutschland vorzulegen. Genau das will Hans-Ulrich Wehlers - man darf wohl sagen: epochemachendes - Werk leisten.
Er geht von der gut begründeten Annahme aus, dass Gesellschaft durch Wirtschaft, soziale Ungleichheit, politische Herrschaft und Kultur konstituiert wird. Daher ist das Werk nach vier Sachgesichtspunkten durchlaufend gegliedert: Nach einer grundlegenden Einführung werden zunächst Wirtschaft und Bevölkerung, danach das System der sozialen Ungleichheit, ferner die politische Herrschaftsordnung und schließlich kulturelle Phänomene analysiert. Dieses Strukturschema wird jeweils den vier chronologischen Abschnitten von Band I und II (1700-1789, 1789-1815, 1815-1845, 1845-1848/49) zugrunde gelegt. Da der Autor von einer Gleichrangigkeit von Wirtschafts-, Sozial-, Herrschafts-, und Kulturgeschichte ausgeht, werden die entsprechenden Prozesse auch gleichberechtigt behandelt; erst die konkrete historische Analyse entscheidet, wo die tatsächlichen Schwerpunkte liegen.
Nach einer langen und intensiven Debatte, die in der deutschen Geschichtswissenschaft während der 1960er und 70er Jahre über die Bedeutung von Wirtschafts- und Sozialgeschichte geführt wurde, bemüht sich Hans-Ulrich Wehler darum, die dabei erhobenen Forderungen in sein Konzept einer "Gesellschaftsgeschichte" aufzunehmen. Sein Versuch einer zeitgemäßen Synthese ist aber auch von dem Bewusstsein bestimmt, dass Historiker dem Publikum nicht nur spezialisierte Fachmonographien, sondern auch den großen, Orientierung bietenden Überblick schulden.
Ziel seines großen Werks ist es, die Entstehungsgeschichte unserer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen Gegenwart sichtbar werden zu lassen. Die beiden ersten Bände stellen den Untergang der Feudalwelt und den Eintritt Deutschlands in die neue Epoche des Industriekapitalismus und des Verfassungsstaats dar.