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Ungarn, das ehemalige Reich der St. Stephanskrone, bietet für die Reformations- und Konfessionsgeschichte besonders interessante Perspektiven. Phänomene der Multikonfessionalität verbinden Ungarn mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, der Schweiz und den Niederlanden. Typisch für den ostmitteleuropäischen Raum sind freilich die Verflechtungen zwischen Konfession und Nationalität in dem Vielvölkerreich, welches Ungarn ebenso wie Polen-Litauen und Rußland war.
Eine Geschichte von Reformation, Katholischer Reform und Gegenreformation, Konfessionsbildung und Konfessionalisierung im historischen Ungarn umfaßt auch die Gebiete der heutigen Staaten Slowakei (Oberungarn) und Kroatien (einschließlich Dalmatien und Slawonien), mit Siebenbürgen und dem Temeser Banat einen wesentlichen Teil des heutigen Rumänien, sowie größere Gebietsanteile der Ukraine (Karpato-Ukraine), Jugoslawiens (Banat, Batschka, Syrmien) und Österreichs (Burgenland). In dem vorliegenden Band der KLK-Reihe wird versucht, die Entwicklungen der Reformation und der konkurrierenden Konfessionen im 16. und 17. Jahrhundert sowohl unter den Magyaren als auch unter den mitwohnenden ungarländischen Nationalitäten darzustellen. Seit der ungarischen Staatsgründung durch König Stephan den Heiligen im Jahre 1000 lebten zahlreiche nationale Gruppen im Reich der Stephanskrone, nämlich neben den ethnischen Ungarn auch Slawen und Rumänen sowie deutsche Zuwanderer. Die verschiedenen Landesteile des Stephansreiches, insbesondere auch die heutige Slowakei sowie Siebenbürgen und Kroatien, werden in der Darstellung berücksichtigt.