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In der Bibel erscheint er in düsteren Farben. Die Kunst zeichnet ihn als den Bösen. Über Judas scheint man sich einig zu sein. Er ist der Verräter, der Gegenspieler Jesu, der Böse schlechthin. Doch ist er das wirklich? Könnte man nicht versuchen, auch Judas zu verstehen? Dichter sind diesen Weg gegangen. In diesem Buch sind 34 Texte aus acht Jahrhunderten und 10 Sprachregionen versammelt, davon werden 19 vollständig und 15 in markanten Ausschnitten dargeboten. Beispiele aus Lyrik, Dramatik und Epik, von Frauen und Männern, von Juden und Christen, vom erklärten Atheisten bis zum frommen Schwärmer. Darunter sind Texte, die vergriffen sind, entlegen und nur schwer auffindbar. Alle sind so kommentiert, daß man gut in sie hineinfindet. Drei Grundlagenkapitel skizzieren die Figur des Judas in der Bibel, in der Literatur und in der bildenden Kunst. Vielleicht stellt sich nach der Lektüre dieses Lesebuchs und in Gesprächen darüber heraus, daß Judas für uns mehr ist als ein Verräter vor 2000 Jahren: er ist nämlich einer wie wir.