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Die Geschichte Europas in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war von tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen bestimmt, durch die das Gleichgewicht der Mächte, die innere Verfassung der Staaten und die Lebensverhältnisse der Menschen in einem Maße berührt wurden, wie es in einem so kurzen Zeitraum in der Geschichte nur selten der Fall ist.
Industrialisierung und technischer Fortschritt, die Konstitutionalisierung der Monarchien und ihre allmähliche Ablösung durch parlamentarische Demokratien sowie das Ringen um nationale Identität und die Herausbildung von Nationalstaaten waren Triebkräfte eines Wandels, der das Gesicht des Kontinents nachhaltig veränderte.
Das vorliegende Buch unternimmt den Versuch, die wichtigsten Zeitströmungen Europas von 1850 bis 1918 vergleichend zu beschreiben und sie, wo immer möglich, zueinander in Beziehung zu setzen. Dabei geht es nicht um die Addition von Nationalgeschichten, sondern um einen Querschnitt jener Tendenzen, die auf die Entwicklung der Staaten maßgeblichen Einfluß ausübten, ihre innere und äußere Politik bestimmten und die ökonomische und soziale Struktur des Kontinents von Grund auf neu gestalteten.