Für die Interpretation der johanneischen Schriften galt seit Bultmann ein tiefgreifender Dualismus als bestimmende Kategorie. Enno Edzard Popkes arbeitet exegetisch heraus, daß das Netzwerk der vielfältigen Aussagen über die Liebe Gottes zur Welt, Jesu zu den Jüngern oder der Jünger untereinander die Tragweite der dualistischen Aussagen einschränkt und einen besseren Schlüssel zum Verständnis johanneischer Theologie bietet. Dies wird durch religionsgeschichtliche Analysen belegt. Die "Theologie der Liebe Gottes" im ersten Johannesbrief und die narrativ ausgestaltete "dramaturgische Christologie der Liebe Gottes" im Johannesevangelium bringen zur Sprache, inwiefern das Leben und der Tod Jesu in österlicher Perspektive als ein Geschehen der Liebe Gottes verstanden werden können.