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»Der Sinn des Lesens« ist nicht nur die Chronik eines angekündigten Todes, sondern gewährt einen wesentlichen Blick auf die Bedeutung der Literatur: ihren Sinn fürs Leben.
Im Sommer 2013 wurde bei dem niederländischen Journalisten und Buchliebhaber Pieter Steinz die unheilbare Nervenkrankheit ALS diagnostiziert. Nur wenige Monate später begann er eine Reihe von 52 kurzen Essays über seine Krankheit und vor allem über seine Lieblingsbücher und -autoren zu schreiben, über Dickens, Alexandre Dumas und Shakespeare, über Stevenson, Thomas Mann und Proust, Ovid und Seneca - aber auch über Carl Barks, Jacques Brel und Astrid Lindgren. Pieter Steinz starb am 29. August 2016 in Haarlem.
In diesen ebenso anrührenden wie lebensfrohen und humorvollen Betrachtungen setzte Pieter Steinz seinen körperlichen Verfall in Beziehung zur Weltliteratur. So wendet er sich Oscar Wildes »Bildnis des Dorian Gray« zu, wenn er über die Veränderungen seines Körpers nachdenkt, dem »Hungerkünstler« Kafkas, wenn er über die zunehmend auftretenden Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme berichtet; Andersens »kleiner Meerjungfrau«, die sich zwischen Tanzen und Sprechen entscheiden muss, dient ihm als Folie der Geschichte seines Stimmverlusts.
Trotz des düsteren Grundthemas sind diese kunstvoll gebauten Essays voll uneitler, ja tapferer Ausstrahlung, was in Holland bei Erscheinen zahlreiche Reaktionen auslöste.