Was heißt es, als Person autonom zu sein? Diese Frage führt schnell in ein philosophisches Rätsel: Für Autonomie scheinen
- ein bestimmtes Verhältnis der Person zu sich selbst,
- aber auch bestimmte Verhältnisse in der äußeren, die Person umgebenden Welt wesentlich zu sein; doch
- Selbst- und Weltverhältnisse unterscheiden sich so grundlegend, dass Autonomie nicht beides zugleich sein kann.
Internalistische, externalistische und interaktionalistische Autonomiekonzeptionen versuchen, dieses Rätsel jeweils durch Ablehnung einer der Prämissen zu lösen. Wie sich jedoch zeigt, ist keiner dieser Ansätze zufriedenstellend.
Dieses Buch entwickelt eine Lösung, die von der Einsicht ausgeht, dass Autonomie ein "dicker" normativer Begriff ist, der für eine bestimmte Art praktischer Autorität steht. Dass eine Person autonom ist, ist demnach für andere stets ein Grund, Eingriffe in das Leben der Person zu unterlassen. Die Frage nach Bedingungen für Autonomie ist somit eine Frage nach Bedingungen für diesen Grund. Es wird dafür argumentiert, dass Mündigkeit, Wehrhaftigkeit und Mitsprache diese Bedingungen sind - dass sich die Autonomie einer Person daran bemisst, was man von ihr an Regelung eigener Angelegenheiten, Gegenwehr gegen fremde Eingriffe und Mitsprache bei gemeinschaftlichen Angelegenheiten berechtigterweise erwarten darf. Und weil dafür Selbst- und Weltverhältnisse normativ relevant sind, besteht in der für den Autonomiebegriff konstitutiven - normativen - Hinsicht gerade kein Unterschied zwischen diesen. Das Rätsel personaler Autonomie ist somit gelöst.