Die nach der gleichnamigen Zeitschrift benannte Annales-'Schule' darf als eine der bedeutendsten Etappen in der jüngeren Historiographiegeschichte gelten. Neue Forschungsfelder und -methoden, aber auch neue Erzählweisen zeugen von ihrer Innovationskraft. Die Studie situiert sich im theoretischen Feld der Diskussion um Geschichte und Erzählung, ohne indes der postmodernen Orthodoxie zu folgen. In vier exemplarischen narratologischen Lektüren (Werken von Georges Duby, Jacques Le Goff, Emmanuel Le Roy Ladurie und Natalie Z. Davis) werden die aus der systematischen Diskussion (Barthes, Genette, White, Ricoeur, Danto) bekannten Thesen zur Fiktionalität und Narrativität der Geschichtsschreibung der historiographischen Praxis des 20. Jahrhunderts - und nicht wie in der überwältigenden Mehrheit anderer Studien, des 19. Jahrhunderts - gegenübergestellt. Die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen historiographischer Erzählinnovationen erlaubt einen Blick darauf, was die Faszination von Historiographie generell ausmacht.