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>Hotel Garni< ist Prolog und Fundament der gesamten >Geschichte der Empfindlichkeit<. Zwei Personen, bekannt seit der
»Wie ist einer so geworden?« Mit dieser Fragestellung hat Fichte die Biografien von Prostituierten auf Sankt Pauli und Vaudou-Priestern in Südamerika erforscht. Dieselbe Frage steht als geheimes Motto auch über diesem Romanwerk. Im >Hotel Garni< richtet Fichte sie explizit an sein poetisches >alter ego<. Gleichwohl kann der Roman nicht als Autobiografie gelesen werden: »Hinter nichts verbirgt man sich so gut wie hinter der Genauigkeit.«
Wie bei seiner Geschichte, so vermeidet der Autor auch bei Irmas Lebensweg jede nachträgliche >Sinn<-Setzung. Es ist das erste Mal, daß man von dieser Person so viel erfährt: Von ihrer Kindheit, ersten Geliebten, der ersten Ehe, der Flucht in den Westen am Kriegsende, der Ausbildung als Fotografin. Auch in dieser zweiten Rede ver-meidet der Autor rigoros die retrospektive Deutung individueller Lebensläufe. Gerade die akribische Genauigkeit und strenge Chronologie lassen Risse sichtbar werden. Durch dieses narrative Verfahren rückt der Text dem Leser dichter an die eigene Existenz. »Die Wörter begannen, in Haut überzugehen.«