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Unter allen Traditionen der Phänomenologie ist die der Physiognomik sicher die obskurste und zugleich lebendigste. Weitab von der kontemplativen Schau um der Sache selbst willen sucht der physiognomische Blick die Einstellung kommunizierender Geschöpfe zueinander - selbst dort, wo das Gegenüber scheinbar tot oder anorganisch ist. Alltagsweltlich wie künstlerisch, politisch wie psychologisch ist dieser Blick mit einem Wort Helmuth Plessners genuin "exzentrisch" - einem Subjekt gehörig, das konstitutionell außer sich ist, nicht nur im Lachen und Weinen und in der Liebe, sondern vor allem in der Angst. Die unergründliche Sorge, was wir - seinem Aussehen nach - von unserm Gegenüber zu erwarten haben, und was diesem selbst bevorsteht oder bevorgestanden hat, motiviert alle physiognomischen Traktate. Sie beschwören eben deshalb meist das Gegenteil: die Gewissheit des urteilenden Subjekts. Zu welchen Exzessen dieses Motiv im Kontext der Kriminalanthropologie und des Rassismus geführt hat, kommt im vorliegenden Band ebenso zur Sprache wie alles, was die künstlerische Seite dieses Blicks betrifft.