In seinen Tagebüchern hat der Mathematiker Leonhard Euler (1707-1783) keine historischen Ereignisse, Lebensdaten oder schicksalhaften Begegnungen festgehalten, sondern mathematische Ideen, formbildende Ordnungsstrategien und visuelle Praktiken verzeichnet. Diese Aufzeichnungen - das Gedankenlabor des Forschers - bilden den Ausgangspunkt der vorliegenden Studie. Das Fixieren von Ideen, seien es mathematische Umformungen oder formgestalterisches Kritzeln, war für Euler ein genuin epistemologisch-experimenteller Prozess, ein tastendes Weiterführen gesicherter Erkenntnisse, anderes gesagt: ein Denken mit dem Stift