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Fest entschlossen, Schriftsteller zu werden, macht sich der 21-jährige Grünschnabel Joseph Mitchell Anfang 1929 auf nach New York. Es ist der Moment des Börsencrashs, es sind die Jahre der großen Depression, es ist die Hauptstadt der Welt mit ihrem wilden, unwiderstehlichen Gemisch an Menschen, Lebensweisen und Schicksalen, die sein Leben prägen. Sein erster Chef bei der Herald Tribune rät ihm: »Durchstreif die Stadt, lern jedes Viertel, jede Straße, jeden Winkel kennen, schau dir die Menschen an, ihre Schrullen, ihre Wünsche, ihr Leben.« Ab 1938 fest in der Redaktion des Magazins The New Yorker, sind es seine empathischen, unverkennbar eleganten Reportagen über die von ihm leidenschaftlich geliebte Stadt, ihre Menschen und Communities,
die ihn zum großen Vorbild für Generationen von Journalisten machen.
Doch ab den frühen sechziger Jahren verstummt er. Tag für Tag, bis zu seinem Tod 1996, wird er den Fahrstuhl hoch in sein Büro nehmen, selten Besucher empfangen, abends wieder nach Hause zurückkehren. Kaum einmal hört man das Klappern seiner Schreibmaschine, nie mehr wird er eine neue Zeile publizieren.
Die erst kürzlich freigegebenen und hier erstmals versammelten Erinnerungen bestätigen das Gerücht, dass Mitchell an seiner Biographie schrieb. Wie in vom Fluss der Zeit geschliffenen Kieseln spiegelt sich in ihnen eine zarte Rückschau, leuchtet noch einmal eine vergangene Zeit auf. Die vorhandenen Kapitel zeugen noch einmal von einer großen Beschreibungskunst, die bei der Betrachtung der eigenen Person unvollendet bleiben musste.