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Seinen Essay »24/7« beginnt Jonathan Crary mit einem kleinen Vogel: der Dachsammer. Während ihrer Reise in die kanadischen Brutgebiete schafft sie es, bis zu sieben Tage am Stück ohne Schlaf auszukommen. Eine volle Woche fliegt und navigiert sie rund um die Uhr, unterbrochen nur von Pausen zur Nahrungsbeschaffung. In einer Zeit, in der Aktivität und Leistung alles bedeuten, wird die Dachsammer damit zu einer Art Modell des zukünftigen Menschen. Wo ›power naps‹ und polyphasischer Schlaf aber die konventionelle Nachtruhe selbst optimieren sollen und Klartraumtechniken sie als Ressource zur Verbesserung körperlicher und geistiger Leistungen zu kolonisieren versuchen, bleibt Müdigkeit als jener Zwischenzustand, der weder Wachheit ist noch Wachheit indirekt befördert, das eigentliche Skandalon.
Das Sensorium für ihre Fülle ist durch Optimierungsdruck, durch Effizienz und Leistung verkümmert. Der Imperativ des 24/7 hat es anästhesiert. Gerade deshalb aber lässt sich für die Müdigkeit auch kaum argumentieren. Es braucht eine »Éducation Sentimentale« als Übung der Resensibilisierung für das Zwischen, das Ungeformte, das Nichtkategorisierbare. Es braucht eine Erziehung zur Müdigkeit, um ihre besondere Aisthetik wiederzuentdecken.