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Die Jahre von 1900 bis 1938 waren geprägt von Industrialisierung und Urbanisierung sowie von der Durchsetzung eines neuen massenmedialen Ensembles und dem gleichzeitigen Aufstieg eines naturalisierten Nationalismus. Vor diesem Hintergrund hat sich ein spezifisch schweizerisches Seinsverständnis ausgebildet, das mit der Geistigen Landesverteidigung als schützenswert erklärt wurde. Dieses helvetische Bewusstsein der Moderne wurde paradoxerweise eng an eine archaisch-alpine Bilderwelt gekoppelt, deren medientechnische Beschaffenheit und massenmediale Wirkungsweise hier erstmals untersucht werden.
Das Buch beleuchtet den nationalen Bildhaushalt der modernen Schweiz: Bereits um 1900 erfolgte der erste «pictorial turn» des 20. Jahrhunderts, ein Visualisierungsschub, der durch Medientechniken wie Autotypie, Kinematografie und Rotationsdruckverfahren möglich wurde und in eine eigentliche Bildkonjunktur überging. Diese Entwicklung prägte den Umgang mit Bildern der Schweizerinnen und Schweizer massgeblich. Gerade am Bergbild lässt sich zeigen, dass in dieser Zeit Bild- und Textdiskurse einerseits in ein neues Verhältnis gebracht, andererseits althergebrachte Fotografien des bürgerlichen Alpinismus an einen fortschrittseuphorischen Patriotismus gekoppelt wurden und dadurch das Selbstbild der Schweiz als Gotthardstaat mitformten. Die Ordnung visueller Diskurse mit ihren spezifischen Textbezügen wird an zahlreichen Beispielen von bisher nicht untersuchten filmischen und fotografischen Quellen sowie an Presseerzeugnissen systematisch dargestellt. Dazu gehört etwa die Detailanalyse des ersten Schweizer Langspielfilms «Der Bergführer» (1917) oder die Untersuchung der Schweizbilder in den ersten Nummern der «Schweizer Illustrierten Zeitung» (ab 1911). Die moderne Inszenierung der Berggipfel als «heilige Orte» beinhaltete auch archetypische Figuren, die sowohl in Bergfilmen und Bergromanen als auch in der Fotografie auftauchen. Deren geschlechterspezifische Funktion für die Stiftung einer über die Natur generierten nationalen Identität ist ebenfalls im Blickpunkt der Studie, die pionierhaft den Zusammenhang von massenmedialen und mentalen Landschaftsbildern erhellt.