In the sale you will find especially cheap items or current promotions.
Want to part with books, CDs, movies or games? Sell everything on momox.com
So hat man unsere geschichtsträchtige Hauptstadt noch nie gesehen : Man glaubt über sie hinwegzuschweben, sie wie ein Falke zu umkreisen (um mit Rilke zu reden) oder wie eine angenehme Brise über die historischen und modernen Schönheiten der Kapitale zu tanzen. Man weiß nicht, welche Metapher poetisch genug ist, um die Wirkung der gestochen scharfen Fotos auf den Betrachter zu umschreiben. Goethe selbst, der vor über 200 Jahren seine visuellen Eindrücke vom Gibraltar des Nordens in kurze, aber schwärmerische Worte kleidete, würde seine damalige Begeisterung in gesteigerter Form wiederholen. Dass wir eine malerische, facettenreiche Hauptstadt haben, wussten schon unsere Vorfahren. Adjektive wie aufregend, unverwechselbar, dramatisch schön kommen einem aber erst in den Sinn, wenn man die Fotos von Guy Wolff gesehen hat. Diese stellen ein Farbenfest sondergleichen dar. Zudem hat Wolff keine technischen Mühen gescheut, um unsere Hauptstadt aus den verschiedensten und ungewöhnlichsten Perspektiven einzufangen. Er ließ sich von Kranen über Brücken, Täler und Abgründe hieven, um so zum Beispiel der Gëlle Fra oder Wilhelm II. buchstäblich in die Augen zu blicken...
Am besten ließe sich eine Sport-Metapher heranziehen, um den optischen Genuss des Betrachters zu beschreiben: Dieser wird in der Tat zum Paraglider und gleitet als solcher über den Knuedler, die Eisenbahnbrücke, die Corniche usw., wobei alle Jahreszeiten zur Geltung kommen. Aber natürlich beschränkt sich Guy Wolff nicht auf die Vogelperspektive. Nicht weniger lebensnah und unmittelbar wirken die Fotos, die aus der Froschperspektive aufgenommen wurden, wobei immer der Eindruck entsteht, man befinde sich mittendrin im Gesehenen. So viele Gesichter hätte man der Stadt nun doch nicht zugetraut. Sie ist nicht nur pittoresk, sie steckt voller Überraschungen, wobei Guy Wolff keineswegs den Eindruck erwecken will, er habe die ganze Stadt abbilden wollen. So selbständig und vollkommen jedes Panoramabild in seinem poetischen Stimmungsgehalt wirkt, zusammen bilden sie dennoch eine Einheit, wobei diese Einheit in der Aufgeschlossenheit des Fotografen sowie in seiner unbeirrbaren Hinwendung zum Schönen wurzelt.